Die "Sektendiskussion" in Österreich und
anderen Ländern Europas ist leider stark geprägt von Unwissenheit und
Vorurteilen, von Emotionen und - wie es manche Autoren nennen - einem
"Zehent-Neid". Seriöse religionswissenschaftliche Studien
sind rar oder werden, wenn Sie nicht der Stärkung der vorherrschenden
Meinung dienen, verheimlicht oder lächerlich gemacht.
Während früher unter Sekten abgegrenzte religiöse (meist
christliche) Minderheiten verstanden wurden, werden in der
"Sektendiskussion" der 90-er Jahre auch esoterische Praktiken,
wirtschaftliche Systeme (z.B. Multi-Level-Systeme) und oft einfache
Bibelrunden, die sich aus Mitgliedern verschiedener Kirchen
zusammensetzen, in einen Topf mit religiösen Minderheiten anderer
Großreligionen (Islam, Buddhismus) aber auch mit destruktiven Kulten
und Satanisten geworfen.
Eine bunte Mischung aus Xenophobie und Verschwörungstheorie, bei der
allerdings eines auffällt: Obwohl christliche Orden und
Sondergemeinschaften wie das "Opus Dei" zahlreiche Merkmale
aufweisen, die als Charakteristikum für Sekten definiert werden, werden
diese nie damit gemeint.
Mit dieser Webseite wollen wir einen Beitrag leisten zu einer
objektiven Diskussion. Wir wollen zu Beginn festhalten, dass selbstverständlich
tatsächlich geschehenes Unrecht zu ahnden und zu bestrafen ist - bei
"Sektenmitgliedern" und katholischen Priestern genauso wie bei
jedem anderen Menschen, dass aber prinzipiell die Unschuldsvermutung zu
gelten hat und die schuldhafte Handlungen eines einzelnen nicht als
Beweis für "Gefährlichkeit" einer ganzen Gruppe gelten darf.
Dieses Prinzip hat leider schon zu oft zur Ausrottung ganzer
Volksgruppen oder Rassen geführt und darf - ich wiederhole mich
hier bewusst - weder auf die großen christlichen Kirchen noch auf
kleine religiöse Minderheiten oder andere soziologische Gruppen
angewandt werden.
Der französiche Philosoph Michel Foucault hat darauf aufmerksam gemacht, dass derjenige, der definiert, Macht ausübt. Er nimmt für sich die Definitionshoheit in Anspruch und sagt, wie es ist. Genau das tut Rom.
Rom meint, die Definitionshoheit darüber zu besitzen, was eine Kirche zur Kirche macht. Vergessen wird darüber allzu leicht, dass die Definitionshoheit über die Kirche nicht bei der Kirche, sondern beim Herrn der Kirche liegt. Und der sitzt nicht in Rom.
Jesus Christus, als Herr der Kirche, sagt, was Kirche zur Kirche macht. Seine Verkündigung zeigt, was Kirche sein soll. Wer angesichts des Neuen Testaments die apostolische Sukzession und das daraus resultierende Weihesakrament zum groößen Unterscheidungsmerkmal stilisiert, der läuft Gefahr "Mücken zu seihen und Kamele zu verschlucken".
Allen Kirchen, und damit auch Rom, steht Demut besser zu Gesicht als allzu selbstsicheres Auftreten.
...
Rom sollte seine Angst ablegen. So paradox es anmutet, dass eine Weltkirche Angst haben könnte, so sehr scheint doch die zunehmende Zahl an Texten, in denen sich die katholische Kirche selbst zuspricht, die einzig wahre Kirche zu sein, eine solche Diagnose nahe zu legen. [Zitatende]
Anmerkung dazu: Leider geht der Staat Österreich noch weiter. In Österreich will der Staat definieren, was Kirche ist ....
März 2003:
Rechtsgutachten zur Sekten-CDROM der oö.
Landesregierung:
"Die Einseitigkeit der Darstellung im Zusammenhang mit dem Sektenreferenten
einer Kirche stellt sich als eine Verunglimpfung religiöser Gemeinschaften dar, die nicht
der Mainstream-Religion oder Konfession entsprechen und beschränkt unter dem
Deck- mantel der Sektenbekämpfung
das fundamentale Recht, die eigene Spiritualität und Religio- sität allein oder in
Gemein- schaft mit anderen zu leben."
August 2002: Die Schattenspieler
Renate Hartwig,
die Autorin des Buches
"Scientology - wir klagen an" deckt in ihrem neuen Buch die
Machenschaften der Sektenkritiker auf
Buch: SCHLUSS
MIT DEN SEKTEN! Autor: Massimo Introvigne - Direktor des Center
for the Study of New Religions (CESNUR) in Turin.
Herausgegeben und eingeleitet von Hubert Seiwert
- Professor für Religionswissenschaften an der Universität Leipzig.