Wie alle Teilnehmer an der sogenannten "Sektendiskussion" immer
wieder betonen, ist der Begriff umgangssprachlich sehr ungenau definiert und oft
pauschalierend abwertend.
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gibt zu bedenken, dass der Begriff "Sekte"
selbst, entgegen seiner anscheinenden Selbstverständlichkeit,
vieldeutig und deshalb problematisch ist. Nach einer Betrachtung der
historischen Bedeutung des Sektenbegriffs, den Sektenbegriffen aus der Wissenschaftsgeschichte
und der umgangssprachliche Verwendung des Begriffs "Sekte"
kommt die Kommission zum Schluss: "Die
Enquete-Kommission hält ihn aus diesen Gründen für in hohem Maße
kritikwürdig und verwendet ihn im folgenden nicht.
"
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des österr. Bundesministeriums definiert den Begriff leider sehr ungenau und
gebraucht ihn in der bewusst abwertenden Art. So werden
folgende Merkmale von "Sekten" genannt:
- die Geschlossenheit der Gemeinschaft, die klaren Grenzen zwischen Anhängern und Außenstehenden, die normierte Lebenspraxis im Inneren;
- die abseitigen und/oder kulturell fremden Ideen, die als nicht vermittelbare Glaubenswelten und Lebensorientierungen fanatisch vertreten werden;
- die Konflikte mit der Umwelt, vor allem persönliche Konflikte mit Angehörigen von Mitgliedern und fallweise juristische Konflikte mit Behörden;
- die Abhängigkeit der Mitglieder von einer charismatischen Führungsfigur bzw. von einer Hierarchie, die Lehre und Praxis autoritär bestimmen.
Sowohl diese Merkmale, im Besonderen aber auch das, was unter
"Methoden und Praktiken" (Gesundheit und Krankheit, Sexualität
und Familie, Kinder und Erziehung, Staat und Politik, Arbeit und
Finanzgebaren, Transparenz und Identifizierbarkeit)
angeführt wird, ist erstens
keinesfalls typisch für alle "Sekten", trifft
andererseits aber in hohem Maße genauso auf anerkannte christliche
Gruppen (z.B. Orden) zu.
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Aus der
Brockhaus Enzyklopädie
Sekte [mhd. secte, von spätlat.
secta >philosoph. Lehre<, >Richtung<, >Schule<;
>befolgter Grundsatz<, zu lat. sequi, sectum >folgen<],
urspr. neutrale Bezeichnung einer (philosoph., religiösen oder polit.)
Richtung oder >Gefolgschaft<, heute meist wertende Bez. für
religiöse Gemeinschaften unter dem Gesichtspunkt ihrer Abweichung von
der in den christlichen Kirchen oder einer anderen Herkunftsreligion
(z.B. >Hindusekten<) geltenden Wahrheit und ihres Abfalls von der
Einheit. Im Unterschied zum Begriff >Häresie<, der sich v.a. auf
die abweichende Lehre bezieht, bringt der Begriff Sekte den
soziologischen, die Aufhebung der Gemeinschaft mit der Herkunftsreligion
betreffenden Aspekt zum Ausdruck. Außerhalb des kirchlich-theolog.
Sprachgebrauchs wurde der Begriff aufgrund seines häufig als abwertend
empfundenen Charakters durch neutrale Bezeichnungen ersetzt
(>religiöse Sondergemeinschaften<, >neue Religionen< |